Baumeister Bulfon
BAUMEISTER ANTON BULFON 13.6.1885 - 27.10.1961
Text: Dr. Andree Feyertag Baumeister Anton Bulfon war der bedeutendste Bauunternehmer seiner Zeit in Kärnten. In seiner Veldener Firma waren zeitweise bis zu 2000 Arbeiter beschäftigt. Er war der bedeutendste Arbeitgeber der Region und der tatsächliche Erbauer von Velden. Nahezu jedes zweite neue Haus stammte aus Plänen und Konstruktionen seiner Baufirma.
Wie damals üblich kamen die besten Maurer, Steinmetze und Straßenbauer aus dem Friaul, das bis 1866 zu Österreich-Ungarn gehörte. So war auch sein Vater, Maurermeister Albin Bulfon (1855-1943), als ganz junger Mann von Ovedasso im Kanaltal nach Tiffen bei Feldkirchen übersiedelt. Dort gründete er eine florierende Baufirma und erwarb beachtliche Grundstücke in Feldkirchen, St. Veit an der Glan und Velden am Wörthersee (hier von der Herrschaft Dietrichstein). Die Gründe in Velden hat er später seinem Sohn Anton überlassen.
Als 17 jähriger war Anton Bulfon von seinem Vater als Bauleiter der großen Volksschule in Techelsberg eingeteilt worden. Um sich damals bei seinen Arbeitern Respekt zu verschaffen und nicht so jung auszusehen, lies er sich einen Vollbart wachsen, der ihm später den Spitznamen „der Bart“ einbrachte. Respekt hat er sich bei den vielen in seiner Firma Beschäftigten und bei allen, die mit ihm zu tun hatten aber auch ohne Bart, nämlich durch seine ausnehmende Kompetenz erworben.
Mit 24 Jahren war er der jüngste Baumeister Österreichs; im Jahr 1908 zog er nach Velden, heiratete 1911 und holte seine junge Frau Lisi Köber in die selbstgebaute, komplett eingerichtete „Villa Lisi“ in der heutigen Koschatpromenade (die damals ein Feldwegerl war). Sein unermüdlicher Fleiß und sein Ehrgeiz ermöglichten es ihm, eine beachtliche Baufirma zu gründen, zu leiten und mit vier Söhnen und drei Töchtern den Fortbestand seiner Familie zu sichern. Sein ältester Bruder Albin, der die Firma in Feldkirchen übernommen hatte, ist im 1.Weltkrieg in Russland gefallen. Sein Bruder Hans, der die Gründe in St. Veit übernommen hatte, starb in den 30er Jahren; Bruder Josef war chronisch krank. Diese Umstände hatten zur Folge, dass Baumeister Anton Bulfon nicht nur seine eigenen sieben Kinder, sonder auch die Familien seiner Brüder zu versorgen hatte. Der Mittagstisch war oft sehr groß und umfasste bis zu 30 Personen.
Das Baubüro war von Anfang an im Halbkeller der Villa Lisi untergebracht, wo Herr Otto Moro akribisch die gesamte Lohnverrechnung und Buchhaltung beherrschte. Für Baumeister Bulfon war es äußerst wichtig, täglich vor dem ersten Maurer auf der Baustelle zu sein.
Der Wiener Architekt Franz Baumgartner war - durch Vermittlung von Anton Bulfon - Lehrer an der Baufachschule in Villach und wurde viel später mit der so genannten Wörtherseearchitektur berühmt. Dieser fantasievolle und kreative Mann hatte aber für das Praktische und Geschäftliche keine Begabung. Sein Freund Baumeister Anton Bulfon übernahm daher die Bauausführung für fast alle Bauten in Velden und rund um den Wörthersee. Er akquirierte für Baumgartner die Kundschaft, handelte die Verträge aus und korrigierte die Pläne in technischer und finanzieller Hinsicht. Musisch ausgedrückt: war Architekt Baumgartner der Komponist, so war Baumeister Bulfon der Interpret, der das Werk aufführte.
Den Beginn des gemeinsamen Erfolges stellte der Bau des Forstseekraftwerkes in Saag und dessen Errichtung dar, für das der Baumeister die technisch machbarste und auch günstigste Variante anbot und den Auftrag erhielt. Neben unzähligen Bauten gemeinsam mit Baumgartner war Bulfon der langjährige Baubeauftragte der Bleiberger Bergwerksunion (BBU). Er baute die montanistischen Werkshäuser bei Raibl (heute Cave di Predil/Italien), in Prevalje (heute Slowenien), die Werksiedlungen in Arnoldstein und Werkhallen und Wohnungen in Gailitz. Jahrzehntelang hat die Baufirma Bulfon für die Firma Funder in Mölbling gearbeitet. Sein Werk umfasste aber auch den Bau der Packer Bundesstraße von Kärnten nach Steiermark sowie die einzigartig schwierige Straße ins Lesachtal. Zu Zeiten des ersten Weltkrieges baute er unter unglaublich harten Bedingungen (Lawinen, Feindbeschuss, Kälte, Hunger) die spektakuläre Passstraße über den Vrsic; diese Straße von Kronau (heute Kranjska Gora) nach Tolmein (heute Tolmin) war im ersten Weltkrieg die einzige Versorgungsmöglichkeit für die österreichischen Truppen an der Insonzofront (heute Slowenien). Zudem hat er auch die Brunnenfassungen und Trinkwasserleitung von Penken nach Velden gebaut.
Seinem besonderen Verhandlungsgeschick war es zu verdanken, dass das Casino nach Velden kam. Gegen den Widerstand des Gemeinderates war es ihm nach anfänglicher Skepsis letztendlich gelungen, dass das Strandcafé am See in Velden einem Standort in Pörtschach vorgezogen wurde.
Er hat das Strandhotel Bulfon mit dem von Prof. Baumgartner entworfenen Strandbad ins Leben gerufen und das veralterte Hotel Ulbing vollkommen renoviert. Er hat das Hotel Carinthia errichtet (damals das eleganteste und modernste Haus in Velden) und seine sehr fleißige Frau hat all diese Betriebe erfolgreich geführt. Gemeinsam mit dem Tischlermeister Josef Fantur hat er eine Schifabrikationsfirma betrieben. Er hat beim Bau des Hotels Excelsior (Familie Hecht) ein Vermögen durch die Inflation verloren, hat trotzdem nie aufgegeben und bis zu seinem Ende gekonnt die Zügel in der Hand behalten.
Aber auch die soziale Weitsicht von Baumeister Anton Bulfon darf nicht unerwähnt bleiben: Baumeister Bulfon hat viele seiner in Velden ererbten Felder parzellieren lassen und sehr preiswert an seine Belegschaft abgegeben. Es war einer seiner Ziele, dass jeder seiner Maurer ein Haus und jeder seiner Bauleiter eine Villa sein eigen nennen sollte.
Werkverzeichnis von Anton Bulfon:
(Unvollständig, aber repräsentativ) entnommen aus: Lit: Die Veldener Chronik 1850-1939, Hrg. Peter Günzl (Velden 19839 Ulrich Harb, Architektur und Holzbau am Wörthersee. In: Österreichischer Zimmermeistertag Pörtschach 28. -30 Mai 1992. S. 23-28 Ulrich Harb, Architekt Franz Baumgartner 1876-1946 (Klagenfurt 1986) Katalog zur Ausstellung im Künstlerhaus Klagenfurt F. Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert Band 2 Steiermark; Kärnten,....(Salzburg/Wien 1983). Peter H. Schurz, Die Architektur am Wörthersee in Kärnten von der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert bis heute (ungedr. Diss. TU Graz 1983). Brigitte Bader, Feldkirchen in Kärnten. Seine Geschichte im 19. Jahrhundert (Diss.phil. Innsbruck 1979). Karl Frick/Hans Viertler, Geschichte der Marktgemeinde Velden am Wörthersee, Bd.1 - 4 ((Velden am Wörthersee 2001). Www.wörthersee-architektur.at Heimo Kramer
1909 Villa Gfrerer, Dietrichsteinstrasse Villa Kointsch, DER Paradebau der Wörthersee-Architektur , Karawankenplatz 2, Mößlacherhaus II , Dietrichsteinstrasse (Bulfon?) 1911: Villa „Hubertushof“ von Sofie Jasser, Am Korso 19 Villa „Lisi“ , Koschatpromenade 19 Villa Sophie, Kirchenstrase 11 Hotel Werzer , Pörtschach, Hauptstrasse 218 1912: Villa Ertl, Töschling 1913: Hotel Mößlacher, Am Korso 17 1914: Hotel Scholz, Villacherstrasse (abgerissen) 1918: Villa Seeschlössl, Klagenfurter Straße 34 1919: Villa Maire, Unterwinklerstrasse 12 heute Posterholungsheim Villa Giebelhaus, (später Pension Frank), Klagenfurter Straße 38 1921: Haus Kleinszig, Zenswegerstrasse 16, St. Veit 1922: Haus Egerland, Kranzlhofenerstrs. 16 1923: Hotel Bacherlwirt, Rosentalerstraße 22 1924: Haus Knasweg Nr. 10 (Bauherr Josef Biedermann) Forstseekraftwerk, Saag Hotel Excelsior Strandanlage Feuerwehrhaus Velden Haus Kirchheimer Pension Waldvilla Hotel Bulfon, neues Strandbad Hotel Mößlacher, Wirtschaftsgebäude Am Korso, heute stark verändert Hotel Carinthia mit Anbau, Karawankenplatz 3,4 Strandbad Bulfon 1924; Schloßhotel - Schlosskino Arbeiter-Wohnhaus und Beamten-Wohnhaus der Bleiberger Bergwerksunion; städtische Wohnanlage in Gailitz
1925: Hotel Mößlacher, Depandance, Am Korso 10 Fleischhauerei Goritschnig, Haus II, Kirchenstraße Schloss Velden, Hotel-Umbau Bäckerei Langhans, Haus Berginz, Rosentalerstraße Haus Hafner Spritzenhaus (Feuerwache), Bäckerteichstrasse 1 Friedhof, Grabstätte Mößlacher
1926: Villa „Friedheim“ von Elise Mikl, Roseggerlandstrasse Villa Jakob Krawager, am Weg nach Winklern Dr. Engstler, Sternhof Hotel Carinthia, Karawankenplatz 3 - 4 Villa Gelbmann, Rosentalerstrasse 16 Neuer Friedhof in Velden Villa Sophie, Gartenhaus, Kirchenstrasse 11 Kurpark mit Musikpavillon (nicht mehr vorhanden Wohnhaus Dr. Förster, Villenstrasse 2 Bulfonhaus (Smetekhaus), Friesacherstrasse 11 -13, St. Veit 1927: Hotel Mößlacher, Seestrand Fantur Wohnhaus II Zentralgarage Winz Haus Eisenhut Villa Golker, Koschatpromenade 21 Hotel Excelsior, Villa IV Tennissportplätze Lux Villa Lux Villa Wagner Werkstättengebäude Trampusch Villa Weissberger, Kranzelhofenerstrasse 7 Villa Stelzer, Rosentalerstrasse 14
1928: Haus Dr. Knappitsch (heute Haus Getrude), Rosentalerstrasse 8 Hotel Mößlacher, Kaffeehaus Haus Wager, Unterwinklernstrase 3 Geschäftshaus Kretschmann, Am Korso 31 (1929) Wohnhaus Baumgartner, Klagenfurterstrasse 24 (heute stark verändert) Wohnhaus Kallan, Koschatpromenade 10 Villa Unterwelz, Koschatpromenade 19 (völlig verändert) Haus Grilz Villa Schluder Villa Staubmann Anlage des Bahnhofvorplatzes Villa Dr. Knappitsch Feinig, neue Bootswerft Gasthaus Edelweiss Haus Kretschmann 1929: Villa Bergmann Hotel Excelsior, Terassengebäude Pension Morak, Haus IV Villa Stelzer Villa Mischitz Villa Sakotnig Fleischhauerei Goritschnig, Kirchenstrasse 10 Villa Sintschnig, Kranzlhofenerstrasse 5
1930: Dr. Engstler, Kuranstalt Zubau Hotel Kärntnerhof Waldhaus Schwarzenegger Haus Troller Haus Michael Sumper Haus Walluschnig Villa Gessenharter Ing. Pichler, Wirtschaftsgebäude Villa Sintschnig Hotel Bulfon, neues Strandcafé Villa Mischitz, Kranzlhofenertrasse 11 Haus Klützke, Rosentalerstrasse 10 Haus Tischler (später Villa Christa), Klagenfurterstrasse 46 , fast völlig umgebaut Villa Gessenharter, Rosentalerstrasse 12 , sehr schöne innere Treppenanlage im Stil der Wiener Werkstätte Gasthof Bacherlwirt, Rosentalerstrasse 22 Werzer-Kino, Pörtschach 1931: Villa Adolf Eisenhut Gasthaus Bürger Gasthaus Kleibner, Velden Volksschule Kranzlhofen (heute Wohnhaus) Villa Memlé, Klagenfurterstrasse 26 (abgebrochen)
1932: Villa Bittner Villa Suschou Villa Schubert Haus Kupper Villa Urania Villa Barry Villa Wulfenia Haus Köhler Haus Rutenberger Wohnhaus Pfeifer, Flurstrasse 5 1933: Vivenot, Aufbau große Villa Villa Am Stein, Haus II Villa Cuscoleka Haus Künstl Haus Seeblick, Pension und Geschäftshaus, Golfstrasse 2/Süduferstrasse 1934: Villa Nischelwitzer
1935: Villa Neweklowski Apotheke am Karawankenplatz 6 1936: Vivenot, Villa II Haus Johann Sumper Haus Lisl Sternat Villa Weczereck Umbau des Parkschlössls beim Schlosshotel 1938: Mößlacher, Wastlhaus Pfarrkirche Kranzlhofen Hauptschule Velden Garage und Personalwohnung Hotel Mößlacher, Kirchenstrasse 4
1939: Kirche Velden Fleischhauerei Kleber Gemeindeamt Velden, Am Korso, Umbau (1939)
1940: Haus Wurst 1946: Haus Max Sternad 1947: Haus Robert Doujak 1948: Villa Tschebull Lehrerhaus Velden 1950: Haus Tschebaus-Tegernsee, Hubertusstrasse 11 1955: Büro-und Wohngebäude, Koschatpromenade 25
1957: Kleines Hotel Velden, Rosentalerstraße 4
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